TV Nuglar-St. Pantaleon

Geschichte


Auszug aus der Festschrift «100 Jahre Turnverein Nuglar» (1895-1995)

1895 beschlossen in Nuglar einige Männer, einen Turnverein zu gründen und so dem Beispiel Dornachs zu folgen, wo bereits sechs Jahre zuvor ein solcher Verein ins Leben gerufen worden war. Dass man sich in jener Zeit zusammentat, um in der spärlichen Freizeit Sport zu treiben, ist um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass um die Jahrhundertwende ein Arbeitstag 11 Stunden dauerte. Zudem war der Samstag noch nicht frei, und der Arbeitsweg musste meist zu Fuss zurückgelegt werden. Die Gründungsmitglieder mussten also wirklich vor Energie gestrotzt haben.

Als Turnlokale dienten ihnen die Scheune von Urs Nachbur, der Keller des Schulhauses und der Saal des Restaurant Rössli.

Das älteste erhaltene Sitzungsprotokoll stammt vom 2. August 1896.Da lesen wir:
«In dieser Sitzung wurde beschlossen; dass eine Stadute gemacht werden soll. Ferner wurde beschlossen; dass eine Bare angeschafft werden soll und es wurden wieder neue Mitglieder aufgenommen. Dieses Protokoll wurde einstimmig von den Mitgliedern genehmigt.» 

Laut Statuten konnte in den Verein aufgenommen werden, wer folgende Aufnahmebedingungen erfüllte: 

  1. Zurückgelegtes 16. Altersjahr;
  2. Früheres gutes Betragen das heisst nicht händel- und trunksüchtig, störrisch und überhaupt alles, was Ärgernis erregen könnte». 

An der nächsten Sitzung wurde dann bereits beschlossen, «gemeinschaftlich Turnkleider zu kaufen» und «dem kantonalen Turnverband beizuwohnen».

Am 13. Dezember 1896 schliesslich erfolgte die Wahl des ersten Präsidenten. Josef Mangold wurde mit 10 Stimmen gewählt, auf den Gegenkandidaten Adolf Marquard entfielen deren acht.

Als erste Turngeräte wurden Barren, Pferd und Keulen angeschafft. Und es wurde beschlossen, einen Theatervorhang in Basel zu kaufen, denn man wollte auch ab und zu Unterhaltungsabende durchführen.

Nach dem Kauf einer Trommel für den Besuch der Turnfeste fehlte dem Verein nur noch eine eigene Fahne. Diese konnte an einem Waldfest im Jahre 1898 eingeweiht werden.

Vereinsfoto 1902

Das erste Vereinsfoto 1902

 

1904 stand erstmals der Besuch eines Kantonalturnfestes auf dem Programm. In Biberist mass man sich mit anderen Vereinen im Barrenturnen, Hochsprung und Weitsprung sowie in den Marsch- und Stabübungen.

Die Turner beschränkten sich allerdings nicht nur darauf, gemeinsam Sport zu treiben oder ab und zu Waldfeste zu organisieren, sondern wollten auch kulturell der Dorfbevölkerung etwas bieten. Deshalb führten sie immer wieder Theaterstücke auf. Und damit wirklich alle Turner mitmachten, wurde auch sogleich ein Bussenkatalog aufgestellt: «Alle Mitwirkenden, die bei einer Aufführung nicht erscheinen, werden zu einer Busse von 10 Franken verfällt. Das erste unentschuldigte Wegbleiben von den Übungen zahlt 50 Cts., das zweite 1 Fr. und das 3. zieht den Ausschluss und eine Strafe von 10 Fr. nach sich.» «Sollte sich einer im Theater unanständig benehmen, so kann er mit 2 Fr. Busse bestraft werden.» Doch nicht nur das Theaterspielen, auch das Singen sollte gefördert werden. So beschloss man 1906, am Samstag jeweils eine Gesangsstunde abzuhalten.

In den ersten Jahren stand der Verein finanziell auf noch recht schwachen Beinen.

Es wurde sogar diskutiert, welchen Anteil an den Vereinsschulden austretende Mitglieder zu übernehmen hätten!

Trotz der schlechten Finanzlage wollte man aber auf die Teilnahme an Turnfesten nicht verzichten. Ja, man war sogar bereit, fürs Kantonalturnfest 1907 bei der Solothurner Kantonalbank einen Kredit von 130 Fr. aufzunehmen, damit man sich einen Barren anschaffen konnte. Mit 14 Turnern bestritt man in Grenchen den Sektionswettkampf und kehrte stolz erstmals mit einer kranzgeschmückten Fahne nach Hause zurück. 

1909 beschloss man, dem Turnverband Birstal beizutreten. Die Bezirke Dorneck und Thierstein erhielten nämlich erst 1921 ihren eigenen Turnverband.

1916 übernahm der Turnverein erstmals die Durchführung des militärischen Vorunterrichts. Dieser diente dazu, die schulentlassenen und stellungspflichtigen Jünglinge auf die militärischen Leistungsprüfungen vorzubereiten. Für jeden erfolgreichen Teilnehmer erhielt der Vorunterrichtleiter vom Miltärdepartement eine kleine Entschädigung. In den 50er Jahren betrug diese zwei Franken pro Jüngling. Aus dem militärischen Vorunterricht entwickelte sich dann anfangs der 70er Jahre die Organisation «Jugend und Sport» (J +S).

Um 1920 am Turnfest auch recht erfolgreich zu sein, führte man noch eine dritte wöchentliche Turnstunde am Sonntagmorgen von 6 bis 7 Uhr (!) ein. Wie die beiden andern Turnstunden galt auch diese als obligatorisch. Wer unentschuldigt fehlte, wurde mit 70 Rp. Busse bestraft.

1922 nahm der TV Nuglar erstmals an einem Eidgenössischen Turnfest teil, was für alle zu einem grossen Erlebnis wurde. Es fand in St. Gallen statt und zählte insgesamt 645 Sektionen mit 15 000 Teilnehmern. 

Im folgenden Jahr wurde unser Verein beauftragt, das Verbandsturnfest durchzuführen. Die organisatorischen Aufgaben wurden auf verschiedenste Komitees verteilt. Das Turnkomitee hatte für die «Beschaffung der nötigen Geräte zu sorgen, und zwar zwei Barren, zwei Stellrecke, ein Pferd, eine Sprungstange, Steine, Kugeln und zwei Paar Schwinghosen.» Das Polizeikomitee musste sich unter anderem auch um den Velopark kümmern. Für jedes parkierte Velo mussten 50 Rp. bezahlt werden. Und das Wirtschaftskomitee schliesslich kaufte 100 1 Weisswein, 50 1 Rotwein, 500 Flaschen Limonade und 14 hl Bier ein. Dank der Mithilfe der Dorfbevölkerung wurde der Anlass zu einem grossen Erfolg.

Um bessere Trainingsbedingungen zu haben, vergrösserten 1930 die Turner in Fronarbeit ihren Turnplatz. Und der Einsatz sollte sich bezahlt machen. Zwei Jahre später, 1932, erreichte der Verein am Eidgenössischen Turnfest in Aarau 141.10 Punkte. Begeistert wurden die Mitglieder bei ihrer Rückkehr von der Dorfbevölkerung empfangen. 

Zu einem heftigen Streit kam es 1942 bei der Wahl des Vorstandes. Verschiedene Turner waren sich aus unterschiedlichsten Gründen feindlich gesinnt. So konnte zum Beispiel einer nicht begreifen, dass der Turnverein bei ihm nichts für die Tombola gekauft hatte. Ein anderer hatte bereits eine vollständige Liste eines neuen möglichen Vorstandes im Sack, da ihm der alte nicht mehr passte. Dank einer gründlichen Aussprache konnten verschiedenste Missverständnisse geklärt werden, und am Ende der Versammlung beschloss man einhellig, gemeinsam ans Kantonale Turnfest in Gerlafingen zu gehen. Vielleicht konnten da dann auch noch die letzten Unstimmigkeiten beigelegt werden. 

Ab 1945 war es nicht mehr erlaubt, im Rösslisaal zu turnen, so dass sich der Verein nach einem anderen Turnlokal umsehen musste, und dies ausgerechnet im fünfzigsten Jahre seines Bestehens. Wegen des Krieges mussten die Jubiläumsfeierlichkeiten allerdings sowieso verschoben werden. 

1947 wurde die schon 1935 erstmals diskutierte Gründung einer Jugendriege Wirklichkeit. Doch bereits zirka zwei Monate später wurde sie durch die Schulkommission gesperrt. Weshalb, wissen wir nicht. Der Leiter, Karl Saladin, schickte daraufhin die nötigen Unterlagen dem Präsidenten der Jugendriegekommission, welcher offenbar erfolgreich war, denn die Jugendriege blieb zum Glück bis heute bestehen und erhielt 1964 gar eine eigene Fahne. 

1948 konnte der Turnverein endlich sein 50jähriges Bestehen feiern. 

Bereits 1949 wurde erstmals eine eventuelle Gründung einer Damenriege diskutiert, der Plan dann aber wieder fallengelassen und erst rund 20 Jahre später wieder aufgenommen und realisiert. 

1951 bauten die Turner in Fronarbeit den Wanderweg zur Herrenfluh aus und stellten an diesem prächtigen Aussichtspunkt zwei Bänke auf. 

Am 11. Dezember 1963 versuchte man ein weiteres Mal, eine Männerriege ins Leben zu rufen. Wegen zu geringem Interesse scheiterte der Versuch aber erneut. 

1966 verbrachten die Turner erstmals gemeinsam ein Skiweekend auf dem Stoos. Der Anlass war ein voller Erfolg und wurde deshalb fortan zu einem festen Bestandteil im Jahresprogramm des Turnvereins. 

Was den Männern 1963 nicht geglückt war, schafften 7 Jahre später die Damen. Sie riefen am 28. Januar 1970 einen eigenen Verein ins Leben. Der TV Nuglar beschloss, ihnen zur Gründung 20 Ringe und ein Tamburin sowie 100 Franken als Startkapital zu schenken. 

Um auch im Winterhalbjahr abends die Spielwiese benützen zu können, stellte der Verein den Antrag an den Gemeinderat, eine Beleuchtung einzurichten, und stellte sich für die Grabarbeiten zur Verfügung.

Mit dem 75jährigen Jubiläum erlebte der Turnverein Nuglar eine kleine Wiedergeburt. So konnten an den Jahresversammlungen von 1968 und 1969 elf resp. sieben Jünglinge mit einigen erfahrenen Leuten als Aktive aufgenommen werden. Ihnen folgten in den Jahren 1970 bis 1974 weitere 17 Neuaufnahmen, meist Nachwuchs aus der erfolgreich geführten Jugendriege. Diese 35 Neueintritte brachten eine neue Struktur in den Verein. Getragen von einer strengen Führung und gestärkt mit dem Resultat vom Eidgenössischen Turnfest in Bern, wurde mit viel Schwung Leichtathletik trainiert. Auf der Basis eines effizienten Lauftrainings, ergänzt mit würziger Schnellkraft in den Wintermonaten sowie dem Feilen der Technik im Sommer, strebte man neue Ziele an. Eine gute Zusammensetzung von jüngeren und älteren Turnern brachte für den Turnverein Nuglar die goldenen 70er Jahre und damit die besten Resultate in der Vereinsgeschichte. 

Erwähnenswert sind einige gewichtige Einzelresultate: 

1971: Saladin Franz 53, Jugend-A Schweizermeister über 1500 m, weitere Podestplätze und diverse Nationalmannschaftseinsätze auf der Bahn und an Crossläufen in den folgenden Jahren.

1971: Mangold Karl 44, Schweizer CrossMeisterschaft, 3. Rang, Teilnahme an der Cross-Europameisterschaft 

1974: Mangold Karl 44, Schweizer-Stafettenmeisterschaft, 3. Rang American mit dem SC Liestal 

1980: Saladin Fritz, Querfeldein-Amateurweltmeister 

1981-83: Saladin Fritz, Querfeldein-Amateurschweizermeister 

Der Vorunterricht wurde ab 1971 in unserem Verein nicht mehr durchgeführt. Die Strukturanpassung auf eidgenössischer Ebene löste den Vorunterricht durch Jugend & Sport ab. Die militärische Vorbereitung wurde von einer modernen, zeitgemässen Organisation für Buben und Mädchen ab dem 14. Altersjahr ersetzt. Die Leitung wurde materiell und finanziell vom Bund und den Kantonen unterstützt. 

Unter der Leitung von Vereinspräsident H. Hofmeier fand am 23. Oktober 1974 die Gründungsversammlung der Männerriege statt. 19 Personen hatten sich in der Präsenzliste eingeschrieben und beschlossen, als Untersektion des Turnvereins (wie die Jugendriege), jedoch mit getrennter Kasse, die Männerriege ins Leben zu rufen. Erster Obmann und Vertreter im TV-Vorstand der Männerriege wurde Ehrenmitglied Kurt Saladin. 

Den grössten Vereinserfolg erreichte der Turnverein am Eidgenössischen Turnfest 1978 in Genf. Die vom Oberturner gut ausgewählten Disziplinen konnten zum Festtermin nahezu optimal besetzt werden. Der Turnfestsieg mit 118.00 Punkten übertraf aber alle Erwartungen und wurde zum unvergesslichsten Erfolg unserer Sektion. Sogar der Regierungsrat beglückwünschte den Turnverein Nuglar in Form eines Briefes. 

Nach dem geglückten Kantonalturnfest in Biberist 1982 besuchte man das Bezirksturnfest 1983 unter dem Motto: «das Mitmachen kommt vor dem Rang». 

Die Jahre 1985 bis 1988 können als Übergangs- und Aufbaujahre bezeichnet werden. 90 Jahre TV Nuglar feierte man anlässlich eines Passivabends mit Theater, Turnaufführungen und anschliessendem Tanz. Im selben Jahr rief der junge Vereinsvorstand den Sporttag für jedermann namens «Spass am Sport» ins Leben, und ergänzte zwei Jahre später den sportlich und kulturell wichtigen Anlass für die Dorfbevölkerung mit dem «Schnällschti Nugler-Päntliöner». 

Der Präsident, der Oberturner und der Kassier vertraten 1985 den Verein mit Bravour an den Schweizermeisterschaften im Mannschafts-Orientierungslauf. Bruno Saladin führte seine beiden Kollegen, Hugo Saladin und Markus Werder, zum Schweizermeistertitel in der Kategorie C. 

Als hauptverantwortlicher Verein organisierten die Turner zur 700-Jahrfeier der Eidgenossenschaft für die Gemeinde die Stafette 91. Die Behörden und Dorfvereine empfingen auf dem Milchhüsliplatz bei festlicher Stimmung die Armbrust als eines der Wahrzeichen der Jahrhundertfeier des Bundes. Vom Rütli abgesandt, übernahm der TV von der Gemeinde Münchenstein am 1. September die Armbrust, und am 6. September wurde sie von der Jugi an die Stadt Liestal weitergegeben. 

Im Hintergrund wurde mit den Vorbereitungsarbeiten im Hinblick auf die 100-Jahrfeier des Turnvereins begonnen. So beschloss man an der 96. Generalversammlung, 1995 den Verbandsspieltag durchzuführen. Leider bewarb sich auch der TV Breitenbach um diesen Anlass. In Anbetracht unserer unzureichenden Sportanlagen war zu erwarten, dass Breitenbach vom Verband vorgezogen würde. Als Alternative kam die Durchführung des Kantonalen Schwingfestes in Frage. Der Vorstand und die Generalversammlung vom 16. Januar 1993 waren mit diesem Vorschlag von Georg Hofmeier einverstanden. Kurz darauf wurde das Organisationskomitee gebildet mit dem Ziel, am 24./25. Juni 1995 eine würdiges Jubiläumsfeier durchzuführen. 


Ab 1995 bis heute

2002 nahm der Turnverein am Eidgenössischen Turnfest im Kanton Basel-Landschaft teil. 

Seit den 90er Jahren sank die Mitgliederzahl kontinuierlich.

Um das Weiterbestehen zu sichern, wird der TV Nuglar-St. Pantaleon und der Damenturnverein zusammengelegt.

Im Juli 2008 wurde der TV Nuglar-St.Pantaleon neu ausgerichtet und die neuen Statuten wurden angenommen. 

Die wichtigsten Punkte der aktuellen Statuten:

  • Leistungsorientiertes Turnen und Wettkämpfe werden durch Fitness, Sport, Spiel und gesundheitsförderndes Turnen ersetzt. Wir pflegen die Kameradschaft und haben Spass am Sport.
  • Die Mitgliedschaft im schweizerischen-, Solothurner- und Regionalverband wird aufgelöst (die Versicherung der Aktiven entfällt, die Mitglieder müssen sich selber gegen Unfall- und Haftpflicht versichern).
  • Wir konzentrieren uns auf den Turnbetrieb.

Das Seniorenturnen, welches bis Juli 2011 unter dem Dachverband Pro Senectute stattfand, stellt im Februar 2012 den Antrag auf Aufnahme in den Turnverein als eigenständige Untersektion. Sie unterstellen sich dem Statut des Turnvereins Nuglar-St. Pantaleon. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Im 2016 lancierte der TV Nuglar-St. Pantaleon das Angebot «Fit für alle». Das Angebot richtet sich an alle Einwohnerinnen und Einwohner von Nuglar und St.Pantaleon und wird anfangs rege genutzt. Die Anzahl der Turnfreudigen nahm jedoch stetig ab und so wurde im 2019 das Angebot beendet.